Krümel
Mitten in der Planung der gemeinsamen Wohnung mit meinem ersten Mann bekam eine Katze von seiner Mutter Junge. Ich glaube, es waren 3. Leider überlebten 2 davon nicht.
Der letzte Kater schien gesund.
Ich hielt den Kleinen in meiner Hand. Megasüß, schwarzweiß, die Augen fest geschlossen. Nicht mal so groß wie meine Handfläche.
Es war üblich, kleine Katzen direkt nach der Geburt – na ja – zu entsorgen. Das war nicht böse gemeint. Damals war das die Art, weil man die vielen kleinen Kätzchen nicht behalten konnte.
Ich fand und finde noch heute kein Verständnis dafür. Schließlich gibt es andere Möglichkeiten.
So sagte die Oma meines Verlobten zu mir:
»Gib mas, dann drah i eam an Grong um.«
Für die alte Frau war das eine ganz normale Sache, für mich nicht.
Da saß ich mit dem winzigen Lebewesen auf dem
Boden und sollte den Kleinen einfach so abgeben. Um ihm den ›Grong umdrah’n‹ zu lassen.
UNMÖGLICH!
Ich sah meinen Verlobten an und er wusste, dass ich das auf keinen Fall konnte.
Eigentlich wollten wir in unserer ersten gemeinsamen, kleinen Wohnung keine Katze, aber, bei meinem Blick sagte er:
»Okay.«
Überglücklich taufte ich den Kater ›Krümel‹, weil er eben so winzig in meiner Hand lag.
Er wuchs erst mal bei seiner Mama, in der Wohnung meiner Schwiegermutter auf. So oft ich konnte besuchte ich ihn und wartete – na ja – eher sehr ungeduldig, bis er von seiner Mutter wegkonnte.
Das dauerte …
Er wollte und wollte einfach nicht alleine fressen. Und mit Gewalt wollte ich das natürlich nicht.
Seine Mama fütterte ihn geduldig weiter, bis es auch ihr zu viel wurde.
Als Krümel dann zu uns in die neue Wohnung kam, weigerte er sich standhaft, irgendein Katzenfutter zu fressen. Nur Milch und Wasser, was natürlich nicht gerade gesund für ihn war.
Ich holte mir Rat beim Tierarzt und fing an, ihm Hackfleisch mit Milch zu geben. Oder Hüttenkäse, wo ich Fleisch und immer wieder Katzenfutter unterjubelte.
Ganz langsam nahm dieser Sturkopf dann endlich Katzenfutter an. Aber nur eine einzige Marke: Die Dosen vom Aldi.
Leckerchen durften es schon sein. Da war er nicht so wählerisch.
Einmal sah ich, dass er vom Balkon in die Wohnung, seinen Hintern auf dem Teppich schleifte und braune Spuren hinterließ.
Ich wunderte mich, weil er sauber war und ohne Probleme das Katzenklo benutzte.
Also untersuchte ich ihn und sah außer Kot noch Plastik von einer Einkaufstüte. Da fiel mir ein, dass ich den Einkauf vom Metzger im Flur stehen ließ. Und dieser Kater hat das Fleisch wohl inklusive der Tüte gefressen.
Sofort fuhr ich zum Tierarzt.
Der erklärte mir, dass es wichtig wäre, die Tüte so schnell wie möglich loszuwerden. Ansonsten bestand die Gefahr, dass sie sich im Darm verfing.
Er gab mir ein Abführmittel, das ich Krümel erst zu Hause geben sollte. Außerdem war es ratsam, ihn im Bad mit dem Katzenklo einzusperren.
Gesagt, getan.
Ich betete, dass mein Kleiner das Plastik unbeschadet loswerden würde und schwor, dass ich nie wieder einen Einkauf im Gang stehen ließ.
Nach etwa einer Stunde ging ich vorsichtig ins Bad, wo mein Kater seelenruhig im Waschbecken schlief. Der Rest im Raum – na ja – du kannst es dir vielleicht vorstellen. Das Abführmittel hatte ganze Arbeit geleistet. Aber mein Kleiner war am Leben. Nur das zählte.
Irgendwann fing er an, überall seinen Urin zu verteilen, oder Dinge kaputt zu machen. Und zwar immer dann, wenn er alleine war.
Er war einsam.
Da wir aber nun beide arbeiten mussten, beschloss ich, ihm eine zweite Katze, zu holen.
Tissy
Ich hörte, dass im Tierheim München eine Katze mit einer leichten Gehbehinderung war, die deshalb keiner wollte,
Ein Fall für mich, ganz klar.
Ich fuhr gleich am nächsten Tag dorthin, um mir die Kleine mal anzusehen.
Eine süße Kätzin. Oben ein bisschen braun getigert, mit weißem Bauch, Gesicht und Pfoten. Ihr Hinterteil kippte beim Laufen nach links.
Das war mir egal. Sobald dieses kleine Wesen auf mich zu kam und mich ansah, war es Liebe auf den ersten Blick.
Tissy war ihr Name und wurde die neue Partnerin von Krümel.
»Nur du kannst eine behinderte Katze aus dem Tierheim holen«, sagte mein Mann.
»Ja«, erwiderte ich. »Weil sie sonst keiner haben will. Niemand hätte Tissy zu sich geholt.«
Krümel verstand sich sofort mit unserer neuen Mitbewohnerin. Die Behinderung störte in der Wohnung kaum. Sie kam sehr gut zurecht. Und wenn sie zu mir wackelte, um ihre Streicheleinheiten abzuholen – wirklich zuckersüß.
Tiger
Irgendwann hörte ich von einem Tierschutzverein, nähe Ebersberg, der ein Zuhause für Kätzchen suchte. Man fand die Kleinen direkt an einer vielbefahrenen Straße. Wahrscheinlich eine Mischung aus Straßen- und Siamkatze.
Sie waren maga scheu, aber sowas von süß. Und ein grau getigerter Kater mit blauen Augen war so wunderschön, dass ich ihn spontan mitgenommen habe.
Ich nannte ihn Tiger, ganz einfach.
Er war wirklich extrem scheu, versteckte sich bei jedem kleinen Geräusch sofort hinter dem Schrank.
Mein Glück war, dass Tiger meinen Krümel als sowas wie seinen Vater ansah. Er folgte Papa auf Schritt und Tritt. Sogar zum Katzenklo.
Mit viel Geduld und Leckerchen schaffte ich, dass sich der kleine Kater zu mir auf die Couch setzte, solange sich sonst nichts regte. Dann sprang er sofort hinter den Schrank.
Ich liebte die 3, auch wenn sie mächtig viel anstellten.
Einmal tobten sie so wild, dass ein schmaler Schrank mitten im Wohnzimmer umfiel.
Ein anderes Mal schubsten sie den schweren Gulaschtopf – natürlich gefüllt – vom Ofen und hatten ein Festmahl.
Meine ganze Wohnung war voll mit Pfotenabdrücken von der Gulaschsoße.
Wie sie diesen Topf vom Ofen bekommen haben, frage ich mich noch heute.
Ganz klar, dass ich die Katzen nach der Trennung behielt.
So lebten Krümel, Tissy und Tiger mit mir, in der 3 Zimmer Wohnung.
